Inweltschutz–Gedanke

Überall wird in diesen Tagen und Wochen Jean Paul gefeiert, als großer Dichter der Literatur. Fast völlig vergessen ist dagegen seine Erziehlehre, die „Levana“. Als das Werk 1806 erschien, erregte es lebhaftes Aufsehen; dass sich der große Dichter auf dem Gipfel seines Ruhmes – wenige Jahre nach dem „Titan“ und den „Flegeljahren“ – in väterlicher Liebe zu den Kleinsten herabneigte und eine mehrhundertseitige Abhandlung über Erziehung schrieb, war doch recht ungewöhnlich.

Dabei ging es dem großen Dichter nicht um Einzelrezepte, sondern um die erzieherische
Gesamthaltung. „Man gebe nur der Grundkraft eines Kindes Entfaltung und Lebenssaft, so braucht man nicht an den einzelnen Ästen zu impfen oder die Blätter auszukerben und die Blüten anzufärben.“

Menschwerdung ist Entfaltung aus einem ewigen Kern, und „Geist der Erziehung, überall das Ganze meinend, ist nichts anderes als das Bestreben, den Idealmenschen, der in jedem Kinde umhüllt liegt, frei zu machen durch einen Freigewordenen.“ Seit mehr als 200 Jahren haben wir in der von Intelligenz erkalteten Welt ein Schulsystem erlebt, dass unsere Kinder benutzt, gleichmacht und einem System anpasst, ohne wirklich die große ewige Persönlichkeit in dem kleinen werdenden Geschöpf wirklich zu sehen, zu lieben und zu achten. Umhüllt in Beton, gut abgeschirmt von dem Lebendigen, der in dem Geist der Natur waltenden Urkräfte, mit chemischen Mitteln fügbar gemacht und medialer Reizüberflutungen gestillt, betäuben wir diese kleinen Wesen von ihrem eigenen Lebensgeist.

Vereinzelt und von unserem „Selbst“ entfremdet aufgewachsen verlernen wir mehr und mehr, was es heißt, Mensch unter Menschen zu sein.
Europas Zukunft liegt in den Begegnungen der Menschen in ihren Regionen. Wir stehen in der großen Verantwortung, unser kleines Ich zu überwinden und das höhere und eigentliche Ich im Anderen zu schauen. Aus dieser Einsicht entstehen die echten Begegnungen, aus denen sich die Wärme bildet, für ein neues menschliches Bewusstsein, den „KulturLebenRaum“. Durch diese Ehrfurcht vor dem Geist des Lebens entsteht in unserer Region, europaweit, letztendlich weltweit eine herz ergreifende Inweltschutz-Bewegung!

Mögen viele Menschen weltweit damit beginnen, sich friedvoll miteinander in ihren Regionen zu Kultur Leben Räumen zu verbinden. Hierdurch bildet sich eine neue herzerfrischende moralische Instanz aus der freien Tat des Menschen, aus Liebe, von Mensch zu Mensch, und nicht weiterhin aus verräucherten Dogmen der Religionen und verstaubten Gesetzen der Gesetzbücher. Dann und nur dann senkt sich die Weisheit friedvoll in die Herzenswärme der Kultur Leben Räume und bewahrt die Menschheit vor dem dekadenten Untergang der Kulturen. Neue gesunde Familien und neue gesunde Kinder wachsen aus ihrer Mitte!

Die Sinngebung der menschlichen Existenz durch die Kunst, die Menschwerdung der menschlichen Existenz durch die Bildung und die Menschenwürde der menschlichen Existenz durch die neu geschaffenen Kultur Leben Räume geben Europa ein neues Gesicht. In Freiheit ist die Würde des Menschen unantastbar! Von Geburt an bis zum Ableben bewahrt der Kultur Leben Raum durch die in Freiheit entstandene Wärme die Würde des Menschen. Möge der einzelne Mensch sich zu dieser freien Tat erheben und sich mit Herzens-wärme geistesgegenwärtig seinem Mitmenschen widmen! Im Andenken an einen großen Geist und Dichter!

Roland Friedrich